Shopping statt Shooter

17

Februar

2021

Shopping statt Shooter: Sechs lustige Klischees über Frauen im Gaming und warum sie heute Blödsinn sind


Um die holde Weiblichkeit in der Gamer-Szene ranken sich zahlreiche Mythen und vor allem Klischees. Zu zart besaitet sollen die Damen sein, um sich durch Adventures und Shooter zu klicken. Für MMORPGs fehlt ihnen das strategische Verständnis und überhaupt haben Frauen kaum Interesse an Computerspielen. Die stetig wachsende Community weiblicher Gaming-Fans kann bei solchen Aussagen nur lachen. Gaming ist längst keine Männerdomäne mehr und der Anteil an weiblichen Zockern würde so manchen eingefleischten Gamer-Macho überraschen. Grund genug, um sich die überholten Klischees einmal näher anzuschauen und gleich gründlich damit aufzuräumen.

Frauen sind im Casino nur Dekoration


Unser erstes Klischee ist ebenso alt wie überholt. Es basiert auf der Annahme, dass Casinos eine reine Männerdomäne sind, in der Frauen bestenfalls als attraktiver Croupier oder als schmückendes Beiwerk am Arm eines spielenden Herren vertreten sind. Um dieses antiquierte Bild zu widerlegen, genügt schon ein Blick in die großen Spielbanken auf der ganzen Welt. Dort begegnen uns viele elegant gekleidete Damen, die ein wahrer Augenschmaus sind. Ihre Rolle als gutaussehende, aber passive Begleiterin haben sie allerdings schon seit Jahren abgelegt. Damen sind am Spieltisch auf beiden Seiten ebenso häufig anzutreffen wie Herren. Besonders beliebt ist Roulette. Hier zeigt sich, dass Frauen als entspannte Gelegenheitsspieler gerne auf Spielvarianten setzen, bei denen allein das Glück entscheidet. Aber auch bei strategischen Tischspielen wie Blackjack oder Poker sind häufig auch Damen anzutreffen. Eigentlich ist das kaum verwunderlich, denn die Hirnforschung hat längst gezeigt, dass beim weiblichen Geschlecht die Fähigkeit, strategisch zu denken und vorausschauend zu handeln, besonders stark ausgeprägt ist. Damit sind sie am Spieltisch natürlich bestens ausgestattet.

In Online Casinos hat der Frauenanteil in den vergangenen Jahren ebenfalls stark zugenommen. In den besten Online Casinos sind Frauen beinahe ebenso häufig vertreten wie die Männer. Das liegt auch an der positiven Entwicklung, die die Branche genommen hat. Online Casinos als seriöse und zertifizierte Anbieter haben sich in der Freizeitgestaltung fest etabliert und ziehen deshalb auch ein diverses und vielschichtiges Publikum an. Studien haben gezeigt, dass Frauen zudem einen großen Vorteil von Online Casinos gut zu nutzen wissen: Boni, Freispiele und Prämien. Hier scheinen die Damen einen besonders guten Riecher dafür zu haben, wie die Specials der Casinoanbieter gewinnbringend eingesetzt werden können. Von wegen „schmückendes Beiwerk“.


Frauen sind für die meisten Spiele zu zart besaitet


Über dieses Klischee können Zockerfrauen ebenso herzlich lachen wie die übrige Damenwelt. Frauen gelten zwar im Allgemeinen als emotionsgeleiteter als Männer, das bedeutet aber nicht, dass sie emotional weniger aushalten könnten oder weniger Biss hätten. Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall. Durch den Stempel als schwaches Geschlecht musste Frau in vielen Bereichen schon immer härter kämpfen, um ein Ziel zu erreichen. Da Frauen auch in der Partnerschaft oder der Familie häufig der emotionale Fels in der Brandung sind, können sie enorme seelische Kraftreserven anzapfen. Dazu zählt auch, gewisse Dinge emotional an sich abprallen lassen zu können und messerscharf zu trennen, was für den eigenen Seelenfrieden relevant ist und was die Gefühlsebene berühren darf.

Frauen spielen keine „echten“ Computerspiele


Ein Klischee hält sich hartnäckig: Wenn Frauen den Computer zum Spielen einschalten, dann für „langweilige“ Sachen. Damit ist gemeint, dass Frauen höchstens ruhige Aufbauspiele mit Niedlichkeitsfaktor zocken. Eine Villa einrichten, einen blühenden Garten gestalten, den Bauernhof mit niedlichen Kälbchen und Ferkeln bestücken, das ist was für die Mädels. Shooter, Action-Jump-and-Runs? Fehlanzeige.

Glaubt man dem Klischee, dann können Frauen grundsätzlich mit Action und Gewalt in Computerspielen nichts anfangen. Viel zu brutal, laut, schnell und nervenaufreibend. Nun, dann wollen wir den ewig Gestrigen in diesem Zusammenhang einmal die Augen öffnen: Das beliebte Action-Adventure „Assassins Creed“, das seit dem Release 2007 schon etliche Spielversionen und Erweiterungen erfahren hat, wurde von einer Frau entwickelt. Jade Raymond heißt die Produzentin dieses alles andere als niedlich-gemütlichen Games. „Star Wars: Battlefront 2“, das 2017 herauskam, stammt übrigens ebenfalls von dieser gar nicht zart besaiteten und talentierten Dame.
Aber auch auf Spielerseite wissen viele Frauen ein gutes Action-Adventure oder einen Shooter durchaus zu schätzen. Es kann sehr entspannend sein, sich bis an die Zähne bewaffnet durch die Gegner zu pflügen und dabei einmal so richtig Dampf abzulassen. Frauen spielen sogar besonders gerne mit vollem Körpereinsatz und powern sich dabei so richtig aus. So lassen sich Frust und Stress im Alltag besonders schnell und sozialverträglich abbauen und im wahren Leben geht es dann ohne Aggression mit neuer Energie weiter.


Frauen fehlen die Kompetenzen für echtes Gaming


Jetzt wird es lustig. Wir fragen uns nämlich, welche Kompetenzen hier gemeint sein sollen. Geht es um körperliche Attribute, Gehirnschmalz oder soziale Kompetenzen? Eine echte Nahkampfausbildung, Scharfschützenausbildung, jahrelange Berufserfahrung als Kriminalermittler oder einen Abschluss als Monsterjäger haben die Herren vor dem Computerbildschirm ja wohl kaum genossen.

Tatsächlich geht es bei diesem Klischee häufig um Aspekte wie echte Kämpfermentalität, strategisches Denken, Organisationsfähigkeit oder Interaktion in der Gruppe. Und nun schauen wir uns diese vermeintlichen Kernkompetenzen eines Gamers doch einmal genauer an. Mit der vielgelobten Kämpfermentalität ist bei näherer Betrachtung meist die Haudrauf-Taktik gemeint, mit der sich männliche Gamer gerne in den Kampf werfen. Frauen gehen Studien zufolge taktischer, überlegter, organisierter vor und kanalisieren ihre Fähigkeiten geschickter. Im Hinblick auf den Ausgang des Kampfes ist dieses Vorgehen häufig sogar weitaus erfolgversprechender. In Sachen Planung und Organisation sind Frauen nachweislich auch im realen Leben den Männern häufig um eine Nasenlänge voraus. Warum sollte diese Fähigkeit vor dem Computerbildschirm Halt machen?

Und was soziale Kompetenzen und die Interaktion innerhalb einer Gruppe angeht, dürfte die meisten Zockerladies auch keinen Vergleich scheuen. Immerhin geht es gerade bei gemeinsamen Aktionen in der Gruppe darum, sich selbst im richtigen Moment auch zurücknehmen zu können. Mister Haudrauf dürfte an dieser Stelle wohl eher an seine Grenzen stoßen.

Frauen interessieren sich gar nicht fürs Zocken


Diese Annahme ist schlicht falsch. Das lässt sich sogar anhand von konkreten Zahlen belegen. Die Plattform TikTok hat als offizieller Partner der Gamescom 2020 und in Zusammenarbeit mit dem internationalen Meinungsforschungsinstitut YouGov 1.002 Personen zwischen 16 und 37 Jahren zu verschiedenen Themen rund ums Gaming befragt. Die Erhebung ergab unter anderem, dass gut 62 Prozent der rund 1.000 befragten Spielenden im Alter zwischen 16 und 37 Jahren Frauen sind. Damit ist die Gaming-Branche inzwischen weit entfernt vom klischeehaften alleinstehenden, zurückgezogen lebenden, ungepflegten und einsamen Mann um die 40.

Gaming hat seine einstige Nische verlassen und ist als gern genutzte Freizeitgestaltung mitten in der Gesellschaft angekommen. Und damit ist nicht nur der männliche Teil der Gesellschaft gemeint. Die Damenwelt interessiert sich durchaus für Computerspiele und spielt sie sogar regelmäßig und mit großer Leidenschaft. Es wird also höchste Zeit, dass sich auch das Frauenbild im Zusammenhang mit Gaming in die Moderne wagt.

Zockerinnen sind nicht besonders weiblich


Das Frauenbild im Gaming ist hier übrigens ein hervorragendes Stichwort und leitet gleich unser letztes und besonders plakatives Klischee ein. Die typische Zockerfrau ist ein IT-Nerd und weder weiblich noch sexy. Dieses Klischee ist ebenso abwertend wie falsch.

Es mag so manchen ewig Gestrigen überraschen, aber Frau muss keineswegs in der IT-Branche arbeiten, um an Computerspielen interessiert zu sein. Hierzu ein Auszug aus der Tik Tok-Studie: „In dieser Branche arbeiten lediglich zehn Prozent aller deutschen Videospiel-Liebhaber*innen. Im Gegenteil sind die beruflichen Fachrichtungen unter den Gamer*innen sehr vielfältig. Neben Student*innen und Schüler*innen (ins. 29 Prozent) finden sich auch viele Gamer*innen im öffentlichen Dienst (12 Prozent), im Gesundheits- und Bildungswesen (9 Prozent und 7 Prozent) und im Bereich Lebensmittel/Gastronomie (7 Prozent).“ - Quelle: https://www.presseportal.de/pm/135119/4689368

Die Berufswahl ist also vom Gaming-Hobby recht unabhängig. Und zum Thema Attraktivität und Computerspiele sei an dieser Stelle auf den ästhetischen Aspekt verwiesen, den die Gaming-Branche ebenfalls mit sich bringt. Beim Cosplay macht den Damen so schnell niemand etwas vor. Und auch vor dem Bildschirm sitzen durchaus attraktive, modebewusste Frauen, die sich gerne stylen und auf ihren Typ achten. Die immer noch weit verbreitete Meinung, die Frauen im Computerspiel müssen möglichst leicht bekleidet und sexy sein, während Gamer*innen vor dem Bildschirm nur im Schlabberlook und ungepflegt anzutreffen sind, ist sexistisch und diskriminierend und deshalb nicht nur für spielende Frauen seit Jahren ein großes Ärgernis.

Es braucht ein gründliches Umdenken, um die Veränderungen, die sich seit vielen Jahren etabliert haben, auch in den Köpfen innerhalb und außerhalb der Branche ankommen zu lassen. Denn Gaming ist mittlerweile zu einem ebenso verbreiteten wie respektierten Hobby geworden, das sich quer durch alle Schichten der Gesellschaft bewegen darf.


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